In „Unlocked – A Jail Experiment“, seit kurzem auf Netflix zu streamen, präsentiert US-Sheriff Eric Higgins aus Little Rock, Arkansas ein ungewöhnliches Experiment, das er in einem seiner Gefängnisse durchführen lässt: Anstatt 23 Stunden am Tag in ihre Zellen gesperrt zu sein, entlässt er die Häftlinge in (relative) Freiheit – sie sollen sich tagsüber im der facility frei bewegen können, sich selbst organisieren, ohne direkte Aufsicht des Wachpersonals. Ein gewagtes Vorhaben – immerhin befinden sich unter den Insassen Drogendealer, gefährliche Gang-Mitglieder und Mörder.

von Christian Klosz

„Unlocked“ ist eine recht ungewöhnliche „Reality-TV-Show“, deren Initiator, Sheriff Higgins, von einer (progressiven) Idee angetrieben ist: Häftlinge sollten in ihrer Zeit im Gefängnis etwas lernen, nicht nur ihre Zeit absitzen, sondern als „veränderte Menschen“ zurück in die Gesellschaft gehen. Und in gewissem Ausmaß illustrieren die 8 rund 40-minütigen Folgen auch den Erfolg dieses Zugangs: Trotz Streitereien, gewalttätigen Auseinandersetzungen und Generationenkonflikten gelingt es den Straftätern immer besser, sich selbst zu verwalten.

Neben dem interessanten, sozialpolitischen Aspekt enthält „Unlocked“ aber auch Merkmale einer Reality-Doku, da einigen Insassen mehr Zeit gewidmet wird, sie ausführlich über sich, ihre Geschichte, ihre Motive sprechen dürfen. Selbst wenn die „Stars“ dieser Show unübliche Charaktere sind, kann man nicht umhin, für einigen von ihnen Sympathien zu entwickeln. „Unlocked“ zeigt sie nicht als böse Menschen oder „Monster“, sondern als „gefallene“ Individuen mit Gefühlen und menschlichen Seiten, die um sich und ihren Platz in der Welt kämpfen. Hier offenbart sich auch der humanistische Zugang der Serie, aber auch des Sheriffs, der dieses Experiment initiiert und den Streamingdienst eingeladen hat, es filmisch zu begleiten.

Randy Unlocked
Häftling Randy in „Unlocked – A Jail Experiment“

Nicht unerwartet liefen vor allem republikanische, konservative und rechte Politiker und Medien Sturm gegen das Projekt, nachdem es bekannt wurde: Man könne doch Verbrecher nicht in ein positives Licht rücken. Kritisiert wurde auch, dass Higgins lokale Autoritäten offenbar lange Zeit im Dunkeln über sein Vorhaben ließ – die genauen Hintergründe lassen sich aus der Ferne freilich nicht eruieren.

Fazit

Alles in allem ist „Unlocked – A Jail Experiment“ eine spannende, interessante und überraschend kurzweilige Doku-Serie geworden, die zudem relevante gesellschaftspolitische Fragen zur Diskussion stellt.

Wertung

Bewertung: 7 von 10.

(70/100)

Bild: (c) Netflix